Selbstständig ohne Social Media: Warum ich ohne Instagram meinen Seelenfrieden gefunden habe
,,Kann man ohne Social Media erfolgreich selbstständig sein?” Vielleicht hast du dich das auch schon mal gefragt.
Also ich habe mir diese Frage immer wieder und immer öfter gestellt – bis ich eines Tages beschloss, es einfach auszuprobieren.
Hatte ich Ängste, Zweifel? Zugegeben: Ein bisschen schon.
,,Woher sollen meine Kundinnen jetzt kommen?”
,,Wie soll es weitergehen? Wird es überhaupt weitergehen?“
,,Was mache ich, wenn es ohne nicht funktioniert?”
,,Wenn alle sagen, es ist Teil einer Selbstständigkeit, sollte man es dann trotzdem ohne versuchen?”
Das waren nur ein paar der Gedanken, die ich hatte.
Hat es sich dennoch gelohnt, es zu wagen? Davon berichte ich dir in diesem Beitrag.
Kleine Randnotiz: Mein Instagram-Profil existiert zum jetzigen Zeitpunkt noch, pausiert aber bis auf Weiteres oder bis zur Löschung.
Tschüssikowski-Instagram
Wenn man der allgemeinen Meinung so glauben darf, ist Social Media ein absolutes MUSS in jeder Selbstständigkeit.
Solche Aussagen gingen mir persönlich ja schon immer gegen den Strich. Denn wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es das Gefühl, etwas zu müssen.
Und dieses Gefühl hatte ich bei Instagram von Anfang an sehr oft.
Du musst, du musst, du musst.
Du musst dreimal die Woche posten (mindestens), du musst dich in Storys zeigen, du musst zu bescheuerten Reels tanzen, du musst bei anderen Accounts liken und kommentieren, blablabla.
Ich war schon als Kind der Meinung, ich muss gar nichts.
Und trotzdem dachte ich, 2021, als ich mich nebenberuflich selbstständig gemacht habe, ich müsste es so machen wie alle: Mich auf diversen Social Media Plattformen tummeln, um potenzielle Kundinnen zu gewinnen.
Mein Facebook Konto hatte ich schon vor Langem gelöscht und die Instagram App hatte ich auch nur, weil mein Arbeitgeber der Meinung war, das bräuchte man heutzutage.
Ich konnte dem ganzen Social Media Wahn noch nie etwas abgewinnen. Trotzdem ließ ich mich von den ganzen Expert*innen (haha) beeinflussen und startete meinen Business-Account auf Instagram.
Tatsache ist: Ich hatte von Anfang nicht wirklich Spaß daran. Ich hatte keine Freude an den Content-Formaten, auf Reels hatte ich schon gar keine Lust und die Storys gingen mir auch auf die Nerven.
Alles war wahnsinnig zeitaufwendig und mühsam.
Trotzdem war ich 1,5 Jahre mehr oder weniger aktiv und habe alles getan, was Instagram von mir verlangt hat: Posten inklusive dämlicher Reels, Teilen, Liken, Kommentieren, live gehen.
Sogar einen Workshop habe ich auf Instagram gelauncht. Das Ergebnis war ok, mit knapp 250 Follower*innen konnte ich 4 Kundinnen gewinnen.
Aber der Aufwand – frag nicht. 10 Tage Dauerpräsenz und Schweißperlen ohne Ende.
Und an alle, die jetzt den Finger heben: Ja, ich war sehr gut vorbereitet, hatte einen detaillierten Launch Plan und Content, den ich nur noch veröffentlichen musste.
Trotzdem war ich am Ende fix und fertig und brauchte erstmal 2 Wochen Pause. Dafür gab’s von Instagram natürlich die rote Karte, denn einfach mal 2 Wochen Pause machen – ein absolutes No Go.
Also alles wieder von vorne. Rein ins Hamsterrad und rennen was das Zeug hält. So langsam hatte ich die Schnauze wirklich voll.
An Ostern 2023 war es dann endgültig vorbei, ich konnte die Scheinwelt voller Glitzer, Glamour und gekünsteltem Gehabe nicht mehr ertragen.
Ich habe mich getrennt.
Über die Osterfeiertage einfach Schluss gemacht.
Was ich die letzten Wochen schon insgeheim wusste, war auf einmal klar wie Kloßbrühe.
,,Ich muss meine Liaison mit Instagram beenden”
Klar, ich habe auf Instagram tolle Menschen kennengelernt. Und zuletzt auch echte Lieblingskundinnen gewonnen.
Aber das ungute Gefühl hatte die letzten Wochen überwogen.
Ich sag es mal so wie es war: Jedes Mal, wenn ich die App geöffnet habe, hätte ich kotzen können.
Instagram – meine persönliche Odyssee
Lass mich meine Instagram-Erfahrung mit einem Stadtbummel im Urlaub vergleichen:
Stell dir vor, du möchtest am späten Nachmittag durch die belebten Gässchen wandeln, fremde Gerüche und Eindrücke aufsaugen und dich einfach im Getümmel treiben lassen.
Aber schon nach wenigen Schritten geht es los.
Aus jedem Laden kommen Händler raus gerannt und quatschen dich voll. Alle wollen dich davon überzeugen, reinzukommen und deinen Geldbeutel zu zücken.
Die einen machen kein Geheimnis daraus, dass sie dein Geld wollen. Sie rufen:,,Hier gibt’s die besten handgeknüpften Teppiche der Stadt. „Nur EUR 200,-!”
Die sind nervig.
Die anderen umgarnen dich erstmal und verwickeln dich, ahnungslosen Touristen, in ein freundliches Gespräch.
Sie erzählen dir, wie hübsch du aussiehst und was du unbedingt während deines Urlaubes noch gesehen haben musst. Sie locken dich unter dem Vorwand in ihr Geschäft, dir die besten Plätze auf dem Stadtplan zu zeigen.
Aber kaum hast du den Laden betreten und dich auf das Gespräch eingelassen – Zack – schnappt die Falle zu.
Du sollst doch wieder nur einen Teppich kaufen.
Düdüm
Wenn du zu verstehen gibst, dass du aber keinen Teppich kaufen möchtest oder Gott bewahre, gar nicht genug Geld dabei hast, wird das Gespräch langsam unangenehm.
Die sind nicht nur nervig, sondern auch ziemlich unverschämt.
Es bleibt dir nur die Flucht nach vorne.
Doch kaum wieder auf der Straße wirst du von Menschen angesprochen, die am Straßenrand sitzen und die Hand aufhalten. Sie nehmen gerne, sagen aber nicht einmal danke.
Wertschätzung: Fehlanzeige
Der gemütliche Stadtbummel wird zur reinsten Odyssee.
Und um wieder in die reale Welt zurückzukehren:
Dann gibt es noch die, die Instagram dazu nutzen, um sich über Instagram zu beschweren. Sie posteten nur noch, wie scheiße Instagram ist und wie geil ihr ,,echtes Leben” aussieht.
Um uns Loosern zu zeigen: ,,Guck mal, was für ein tolles Leben ich außerhalb von Instagram führe. Und du armes Würstchen glotzt immer noch jede meiner Storys. Haaaaahaaaaa!”
Tatsache ist: Das ist die Instagram-Realität. Und jeder Insta-Expert*in, der dir etwas anderes erzählen möchte, lügt!! Instagram ist nicht mehr das, was es vielleicht mal war.
Durch Corona kamen so viele Menschen auf die Idee, die Plattform für ihre Verkaufszwecke zu nutzen, dass Instagram ein Haifischbecken wurde, in dem alle bereit sind sich gegenseitig zu zerfleischen, um potenzielle Kund*innen für sich zu gewinnen.
Immer öfter fragte ich mich auch: ,,Was bin ich für eine SEO-Expertin, deren höchster Wert Unabhängigkeit ist und die an Instagram festhält, obwohl sie gar keinen Bock darauf hat?!”
Wer mich kennt, weiß: Ich mache nichts, was mir keinen Spaß macht. Oder wenn mir etwas keinen Spaß MEHR macht, bin ich weg.
Tschüssikowski Instagram.
Seelenfrieden statt Insta-Stress
Falls du dich jetzt fragst:,,Was passiert, wenn man als Selbstständige auf Social Media verzichtet?”
Ich lass dich gerne daran teilhaben.
Es passiert rein gar nichts.
Zumindest nicht das, was viele denken würden: Plötzlich keine Anfragen und Kund*innen mehr, schlaflose Nächte und Bankrott.
Nope
Ganz im Gegenteil. Ich habe Seelenfrieden gefunden und führe ein wahnsinnig entspanntes Leben.
Schluss mit dem ständigen Vergleichswahn.
Schluss mit dem Druck noch schnell Content erstellen zu müssen.
Schluss damit dem Algorithmus in den Hintern zu kriechen.
Schluss mit dem regelmäßigen Griff zum Handy.
In meinem letzten Urlaub habe ich Strand, Meer und Sonnenuntergänge einfach nur genossen, ohne auch nur einen Gedanken an das perfekte Foto für meine nächste Instagram-Story zu verschwenden.
Ich habe gelernt: Ich bin mir selbst genug.
Ich brauche keine Bestätigung durch Fake-Follower*innen, Likes und Kommentare und es interessiert mich nicht die Bohne, was meine Mitbewerberinnen posten und in ihren Storys quatschen.
Und diese Erkenntnis ist viel mehr wert, als 10.000 Follower*innen es jemals sein könnten.
Das ist ein extrem befreiendes Gefühl.
Wertschätzung und Unabhängigkeit
Statt meine ,,Guten Morgen” Story hochzuladen, mache ich jetzt jeden Morgen 30 Minuten Yoga. Und das ist sooooo viel besser.
Statt nachmittags 5 mal zu meinem Sohn zu sagen:,,Einen Moment noch, ich spiele gleich mit dir, muss nur noch schnell was posten” (Weil der Algorithmus eben will, dass ich um 15:00 Uhr und nicht um 10:00 Uhr poste), beschäftige ich mich jetzt mit meinen Kindern, während das Handy irgendwo liegt.
Statt mir Content aus dem Ärmel zu schütteln, für den sich nach 24 Stunden eh kein Schwein mehr interessiert, konzentriere ich mich voll und ganz auf meine Website-Texte, Blogbeiträge und meinen Newsletter.
Das Ergebnis: Ja, ich erhalte weniger Anfragen, aber die Qualität meiner Anfragen ist 300% besser. Mindestens.
Ich bekomme keine Anfragen mehr von Menschen, die nicht explizit mit mir zusammenarbeiten möchten, sondern einfach nur schnell jemanden suchen, der oder die ihnen möglichst günstig ihre Website für Suchmaschinen optimiert.
Keine Anfragen mehr a la:,,Kann man dies oder das vielleicht aus dem Angebot weglassen und was würde es dann kosten?” oder ,,Früher hast du keinen Termin?” ,,Zahlen will ich aber übrigens möglichst wenig dafür…”
Meine potenziellen Kundinnen fragen nicht mehr nach kostenfreien Erstgesprächen, in denen sie versuchen, so viele Infos wie möglich aus mir rauszuquetschen, für lau versteht sich.
Jetzt schreiben mir Kundinnen:,,Ich möchte dich gerne für meine Blogartikel buchen, sag mir einfach wann du Zeit für mich hast”
Weil sich meine Kundinnen schon mit mir auseinandergesetzt haben. In Form meiner Website-Texte und meines Newsletters, sie wollen mit mir arbeiten und nicht mit irgendjemandem.
Ich bekomme nun noch mehr und noch wertschätzendere Rückmeldungen auf meinen Newsletter, weil diese Menschen ehrliches Interesse an mir haben und auch ohne Social Media mit mir in Kontakt bleiben möchten.
Und ja, meine E-Mail-Liste wächst ohne Instagram sehr langsam, aber damit habe ich meinen Frieden geschlossen. Weil Aufwand und Ergebnis in keiner Relation stehen.
Marketing ohne Instagram?
Glaubst du noch die Story, dass dir mit der richtigen Einstellung die Kund*innen auf Instagram nur so zugeflogen kommen? BULLSHIT
Kundengewinnung ist IMMER mit einem gewissen Aufwand verbunden! Egal ob du in Vorleistung trittst und Blogartikel schreibst oder täglich auf Instagram aktiv bist.
Beides ist Arbeit!
Mit dem Unterschied, dass meine SEO-Texte auch jetzt weiterarbeiten, wenn ich gar nicht auf Instagram zu sehen bin.
Die Frage ist doch: Worauf hast du Bock?
Für die einen mag es ok sein, sich täglich zu zeigen, zu kommentieren, zu posten, zu liken, ach du weißt schon…
Ich habe mir eingestanden, dass es für mich nicht ok ist.
Immer wieder bin ich auch auf Profile meiner Nische gestoßen, die selbst nur auf Instagram setzen und gar keine oder nur eine beschämende Website haben.
Finde ich schwierig.
Wie kann man Werbung für etwas machen, was man selbst nicht vorlebt?
Das entspricht nicht meinen Wertvorstellungen.
Ob es für dich auch funktionieren kann? Probier es einfach aus. Lösch die Instagram-App für ein paar Wochen und guck was passiert. Es gibt immer einen Weg zurück.
Und überleg dir, was dir deine Social Media Präsenz bringt, also so wirklich bringt.
Erreichst du damit WIRKLICH einen Großteil deiner Kund*innen oder sind es, ganz objektiv betrachtet, doch andere Kanäle?
Mag sein, dass du die große Ausnahme bist, aber ich behaupte, die meisten Menschen sind aus anderen (niederen) Beweggründen auf Social Media unterwegs.
Es ist die Sucht nach Anerkennung, der unbändige Wunsch nach Aufmerksamkeit in Form von kleinen, roten Herzchen und die Angst, nicht gesehen und letztendlich vergessen zu werden.
Es ist die Befürchtung etwas zu verpassen und das fehlende Vertrauen in sich selbst.
Selbstständig ohne Social Media – das geht
Ich bin davon überzeugt, dass Selbstständigkeit und Social Media Verzicht kein Widerspruch sein müssen.
Die Erfahrungen, die ich bisher ohne Instagram machen durfte, spornen mich noch mehr an, mein Marketing so auszurichten, dass ich komplett darauf verzichten kann.
Für mich liegt wahre Freiheit darin, den Mut zu haben, eigene Wege zu gehen, auch wenn sie von der Norm abweichen.
Was denkst du darüber?
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